Vom Ursprung des Begriffs „Zauberer“

Der Begriff „zaubern“ stammt von dem mittelhochdeutschen zouber, dem althochdeutschen zaubar und wohl dem mittelniederländischen tover für „Zauberei“ ab, was sich vermutlich von dem altenglischen/altsächsischen Wort teafor für „rote Farbe, Ocker, Rötel“ ableitet, die für das Schreiben von Runen verwendet wurde. Da der Begriff „Runen“ etwa „geheimes Wissen“ bedeutet, ist ein Zauberer daher ein „Wissender“. In früheren Kulturen unterschied man bei der Wahrnehmung der Umwelt nicht zwischen Profanem und Spirituellem, sondern interpretierte alles magisch, so auch das Wissen. Die Bedeutung des Begriffs „Zauberer“ als „Wissender“ ist identisch mit der bei den persischen Magiern, dem lateinischen vates, den keltischen Druiden (Drui), den Derwischen und den englischen wizards und witches. Auch der altägyptische Gott Thot war gleichermaßen für Schrift, Wissenschaft und Magie zuständig. Zauberer waren also ursprünglich Wissenschaftler und Intellektuelle. Während die Begriffe „Zauberer“, „zaubern“ und „Zauberkunst“ auch für Zauberei im magischen Sinne stehen, verwendet man die Bezeichnung Zauberkünstler ausschließlich für täuschende Unterhaltungskünstler.

Quelle: Wikipedia

Was ist Zauberkunst?

Zaubern heißt, die Naturgesetze überwinden. Zauberer lassen Dinge aus dem Nichts erscheinen und ins Nichts verschwinden. Sie heben die Schwerkraft auf oder lesen Gedanken. Sie tun all dies jedoch nicht wirklich, sie sind nämlich keine Hexer. In Wahrheit zaubern sie, indem sie ihr Publikum auf manuelle, mechanische, optische, psychologische oder auf andere Weise täuschen. Das Unmögliche, das Zauberer präsentieren, geschieht nicht in Wirklichkeit, es geschieht allein in den Köpfen der Betrachter. Zauberkünstler halten ihre Methoden vor dem Publikum verborgen. Das heißt freilich nicht, dass die Zauberkunst eine Geheimwissenschaft wäre. Mit etwas Mühe kann sich jedermann Einblicke in die Welt der unterhaltsamen Magie verschaffen. Gerade im Zeitalter des Internets liegen viele „Geheimnisse“ der Zauberkunst buchstäblich auf der Straße. Der Zauberkunst schadet das nicht unbedingt. Ein Zauberer, der den Anspruch hat, ein Künstler zu sein, vermag auch Bekanntes so zu inszenieren, dass sein Publikum immer wieder verblüfft wird.

Quelle: Peter Rawert: Hokus Pokus

Von der Kunst zu zaubern

Staunen ist die Wiege von Kunst und Weisheit, heißt es. Doch Staunen ist ein seltenes Gefühl. Der Zauberkünstler, der seine Kunst wirklich beherrscht, hat es in der Hand, dieses Gefühl gezielt beim Publikum zu erzeugen. Das macht ihn besonders. Jedoch ist dafür ein langes Studium notwendig. Denn eine Illusion zu erzeugen, das Unmögliche möglich erscheinen zu lassen, ist weit mehr als nur das Wissen um ein Geheimnis. Die Kunst besteht darin, eine Leichtigkeit zu entwickeln, die den Zuschauer nicht bemerken lässt, welche Kunstfertigkeit, Psychologie, konzeptionelle Raffinesse und manuelle Geschicklichkeit hierbei zum Einsatz kommt. Aber was soll der Zuschauer beklatschen, wenn das hart erarbeitete Können des Künstlers im Verborgenen bleiben muss?
Er spendet seinen Beifall für ein Gesamtkunstwerk. Denn ein Zauberstück besteht aus den verschiedensten Komponenten der darstellenden Kunst: Drama, Geschichte, Sprache, Philosophie, Mimenspiel, Licht, Musik … Im magischen Effekt findet es dann den krönenden Abschluss.

In der heutigen digitalen Welt, in der jede Information auf Knopfdruck verfügbar zu sein scheint, ist aber das Unerklärte in dieser Form eine willkommene Abwechslung. Der Mensch ist neugierig, genießt das Unbekannte, Frische, Überraschende. Es eröffnet neue Horizonte und ist Inspiration. Die Kunst der unterhaltenden Täuschung kann den Wunsch genau danach erfüllen. Gerade weil die Erklärungen dazu nicht mitgeliefert werden. Wir sind umgeben von technischen Wundern, sind es gewöhnt, in Film und Fernsehen die unmöglichsten Dinge zu sehen. Aus diesem Grund kann die Kunst zu zaubern auch nur dann wirkliches Staunen hervorrufen, wenn man sie live, authentisch und möglichst nah erlebt.

Die verschiedenen Sparten der Zauberkunst

 

Von allerlei Zaubersprüchen

Bei der Erklärung des Zauberspruchs „Abrakadabra“ tun sich die Experten schwer. Der Duden befindet die Herkunft kurz und bündig unsicher, manche Quellen sehen einen aramäischen, andere einen arabischen Ursprung. Mit dem gnostischen Dämonennamen „Abraxas“ könnte das Wort auch zu tun haben, oder aber ein Wortspiel sein mit den ersten vier Buchstaben des lateinischen Alphabets. Interessant wird sein Einsatz im Spätmittelalter: Da tauchte „Abrakadabra“ in Zauberbüchern oder auf Amuletten als Schwindeformel zur Heilung von Krankheiten auf. Bei „Simsalabim“ ist die Herleitung ebenfalles eher nebulös, wenn es nicht auf eine arabische Beschwörungsformel Allahs zurückzuführen ist, die schon im Mittelalter mit den Muslimen nach Europa gelangte. Und schließlich haben wir noch „Hokus Pokus“. Hier plädiert der Duden für eine Verstümmelung der pseudolateinischen Zauberformel „Hax- Pax- Max- Deus- Adimax“ aus Studentenkreisen der früheren Neuzeit. Aber auch eine andere Erklärung wird hoch gehandelt: Danach soll dieses Hokuspokus eine Verballhornung von Hoc est (enim) corpus (meum) sein, also der eucharistischen Einsetzungsworte aus der Messliturgie – Dies ist mein Leib (Lukas 22,19). Womit wir bei den verhüllenden Entstellungen gelandet sind. So nannten schon die Gebrüder Grimm Euphemismen, also beschönigende und verschleiernde Formulierungen, die oft auf alte religiöse Tabus zurückgehen. Nur ein Beispiel: Lauthals „Herrgottsakrament“ zu fluchen, galt für religiöse Menschen schon immer als Gotteslästerung. Und so bürgerten sich harmlose Formen wie „Himmelsackzement“ oder „Heidesaprament“ ein, bei denen man Luft ablassen kann, ohne die Sphäre des Glaubens zu verletzen.

Aber haben es die Deutschen nicht zu einer eigenen Zauberformel gebracht? Im zweiten der berühmten Merseburger Zaubersprüche aus althochdeutscher Zeit geht es um einen Ausritt der Götter, bei dem sich ein Fohlen ein Bein bricht. Aber Göttervater Wotan weiß rat: „Bein zu Bein, Blut zu Blut, Glied zu Glied, wie wenn sie geleimt wären“….so bespricht er das Bein – und alles ist wieder gut.

Quelle: Sprachplauderei von Rolf Waldvogel, Schwäbische Zeitung v. 24. Juni 2016